Bären in Vancouver?


Seien wir ehrlich: Einer der Gründe, die uns in die Berglandschaft Westkanadas locken, ist die stille Hoffnung oder auch Befürchtung, irgendwo und irgendwie Bären zu sichten. Der leichte Schauer, es könnte in freier Wildbahn gewissermaßen Auge in Auge geschehen, ist hierbei die eine Seite, die andere, etwas komfortablere ist dann der Blick aus dem fahrenden Auto auf das unvermutet am Waldrand auftauchende Stück Schwarzbärenfell - viel mehr sieht man ja zumeist nicht. Wir wollen es und wir suchen es, das Abenteuer der Begegnung, je nach Temperament aus größerer oder kürzerer Entfernung. Schließlich kann man nicht aus Kanada zurückkommen und sagen, man habe weit und breit keinen Bären gesehen. Das passt nicht in unser Bild vom Abenteuer Kanada.


Aber wo fängt es an, das Reich der Bären, und wo hört es auf? Sollte die Begegnung etwa schon in Vancouver möglich sein?! Ich kann guten Gewissens sagen, dass der einzige Bär, der mir in Vancouver begegnet ist, ein Waschbär in der Nähe des Stanley Parks war. Aber Vorsicht, diese Feststellung ist trügerisch! Am 12. Dezember 2011 wurde in Downtown Vancouver ein black bear auf einem Müllwagen entdeckt. Er hatte in einem Müllcontainer nach Nahrung gesucht. Ein Müllwagen hob den Container mitsamt dem Bären und dem Müll hoch  und kippte ihn auf den anderen Müll. Das Tier wühlte sich aus den Abfällen und kletterte nach oben. Passanten sahen den Bären und verständigten die Polizei. Diese betäubte ihn mittels Narkosepfeil. In der nachfolgenden, nicht undramatischen Rettungsaktion ging es darum, im richtigen Moment den Bären aufzufangen, bevor er bewusstlos auf die Straße stürzen würde, was gelang. Das etwa 18 Monate alte Tier wurde 100 km nördlich von Vancouver in die Wildnis entlassen. 


Ein anderer Zwischenfall ereignete sich im Juli dieses Jahres in Nord-Vancouver. Ein Bär war in der Nähe eines Lebensmittelladens auf ein paar Bäume geklettert und wurde ebenfalls betäubt und von Beamten des Naturschutzes vorsichtig aus den Ästen heruntergehievt...


Auch die Polizei von West-Vancouver warnt: Selbst in der Sommerhitze sollte man die Türen und Fenster der Häuser gut geschlossen halten, weil die Bären von Essensgerüchen angelockt (ein besonderer „appetizer“ scheint Popcorn zu sein) werden und in die Häuser eindringen. Auch Einbrüche in Garagen sind bekannt, wenn von dort der Geruch nach verrottenden Abfällen ausgeht. (Die hieraus resultierenden Empfehlungen bitte unter „Tipps“ nachschauen.)


Jedes Jahr werden in British Columbia mehr als 1.000 Bären getötet aufgrund von Konflikten zwischen Bär und Mensch. Fast alle diese Bären wurden durch unsachgemäß aufbewahrte Abfälle und andere für Bären attraktive Gerüche angezogen. Abfälle, die in aller Regel ungesund für die Bären sind, denn ihre natürliche Kost  besteht  zumeist aus Beeren, Grünzeug, Wurzeln, Insekten, Larven und Aas. Die Abfälle der menschlichen Zivilisation können Krankheit und Verletzungen hervorrufen z.B. durch schädliches Plastik, Glas oder chemische Produkte. Außerdem verändert sich ihr Verhalten gegnüber Menschen in dem Maße, in dem sie die natürliche Scheu vor ihnen verlieren. Übrigens verstößt in B.C. das Füttern von Bären gegen das Gesetz, auch das unabsichtliche Füttern!


Zu guter Letzt sei noch auf „The Black Bear“ aufmerksam gemacht, ein Pub, das sich in North Vancouver in der Lynn Valley Road (Nummer 1177, Tel. 604.990.8880) befindet. Zum 17. Mal in Folge wurde das Pub dieses Jahr von den Lesern der „North Shore News“ zum „Favourite Neighbourhood Pub“ gewählt. Vielleicht eine Alternative zur echten Bärenbegegnung. Ich war noch nicht dort und konnte also nicht fragen, wie das Pub zu seinem Namen gekommen ist. Aber vielleicht weiß einer von euch Näheres oder will mal hin. Immerhin werben sie mit den Worten: „Our commitment to you, every day, is to provide a fun, safe, friendly environment with a diverse selection of drinks and quality food at a fair value. We do great food, not fast food.“ Na, wenn Letzteres kein Grund ist, da mal hinzufahren und Speisen, Getränke und Namensgebung zu erforschen. Wir sind gespannt auf euren Bericht.

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